Mary Pickford

Mit dem Mary Pickford Cocktail wird – wie mit der Margarita – wieder eine schöne Frau geehrt, deren Namen dieser Cocktail trägt: über Mary Pickford (1892 – 1979) heißt es in Wikipedia:

Mary Pickford war eine kanadische Schauspielerin und Filmproduzentin der Stummfilm- und frühen Tonfilmzeit. Sie war zudem die einzige weibliche Mitbegründerin des unabhängigen Filmvertriebes United Artists und gehörte zu den 36 Gründungsmitgliedern der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die die Oscars vergibt„.

Damit dürfte die Bedeutung der lockigen Schönheit hinlänglich beschrieben sein, zu ergänzen wäre nur noch, daß sie 16 Jahre lang mit ihrem berühmten Schauspielkollegen Douglas Fairbanks verheiratet war und lange Zeit als „Americas Sweetheart“ galt, obwohl sie in Toronto (Kanada) geboren war. 1976 erhielt sie selbst noch einen Ehren-Oskar für ihr Lebenswerk, und nicht selten wird sie von der Fachwelt als „the woman who made Hollywood“ bezeichnet!

Doch wie kam der Cocktail nun zu ihrem Namen?

Kreiert wurde er in Kuba während der Zeit der Prohibition, als die Insel in der Karibik das Traumziel aller Durstigen Amerikas war. Mary Pickford befand sich 1922 oder 1923 mit ihrem Mann Douglas Fairbanks Sr. und Charlie Chaplin auf einer Urlaubsreise in Kuba, wo für sie vom Bartender Fred Kaufmann (andere Quellen nennen Eddie Woelke, der für seinen El Presidente berühmt ist) dieser Cocktail kreiert wurde.

Ort der Tat war das Hotel Sevilla-Biltmore an der Calle Trocadero in Havana. Dieses Hotel, das heute einfach als „Sevilla“ firmiert, galt lange Zeit als „das Ritz von Havana“ und seine Bar war eine der besten Kubas. Hier arbeiteten Eddie Woelke und Fred Kaufmann zusammen, beide waren aus den von der Prohibition geschlagenen USA im wahrsten Sinne der Wortes hierher „geflüchtet“ und seit der Wiedereröffnung des Sevilla-Biltmore für die Bar zuständig.

Eine andere Version nennt das Hotel Nacional de Cuba, ein Luxushotel direkt am Malecon, der berühmten Hafenpromenade von Havana, das regelmäßige Residenz der Reichen, Schönen und Berühmten dieser Welt war, unter ihnen Frank Sinatra, John Wayne, Winston Churchill und natürlich der obligate Ernest Hemingway.

Trotz dieser illustren Klientel (die freilich auch im Sevilla verkehrte) kann das Hotel Nacional nicht die Wiege des Mary Pickford Cocktails sein, da dieses Hotel erst am 30. Dezember 1930 eröffnet wurde, also etliche Jahre nach der Erfindung des Cocktails, was schon hierdurch bewiesen wird:

Erstmals schriftlich erwähnt wird der Mary Pickford in Basil Woon’s 1928 erschienenen berühmtem Buch „When it’s cocktail time in Cuba„, wo das erste Rezept für den Mary Pickford wie folgt angegeben wird:

Mary Pickford Cocktail

(nach Basil Woon)

2/3 Ananassaft

1/3 Bacardi

1 dash Grenadinesirup

Das Ergebnis ist ein sehr süffiger, fruchtiger und nicht zu starker Cocktail, der als perfekter Durstlöscher für die heißen Abende Havanas dienen kann – tatsächlich schmeckt man den Rum fast gar nicht heraus (was durchaus gefährlich werden kann)!

Doch schon zwei Jahre später, 1930, präsentierte Harry Craddock in seiner „Barbibel“ (The Savoy Cocktail Book) eine wesentlich feinere Version (er mußte es wissen: Er lernte sein Handwerk schließlich bei Eddie Woelke, als dieser noch Bartender im Knickerbocker Hotel gewesen war):

Mary Pickford Cocktail

(Mary Pickford Foundation)

5 cl Bacardi

3 cl Ananassaft

1 dash Grenadinesirup

1 dash Maraschino

Diese noch stärkere Version der aus dem Nachlass der Namensgeberin finanzierten wohltätigen Vereinigung beweist, daß der Mary Pickford Cocktail im Prinzip eine ähnliche Entwicklung durchgemacht hat wie der Martini Cocktail – weg von dem eher ausgeglichenen, weichen Charakter und hin zu einem immer kräftigeren und immer eindrucksvolleren Cocktail für Liebhaber!

Gleichgültig, welches Mischungsverhältnis man nun wählt, der Mary Pickford ist nach seinem Charakter eindeutig ein früher Vorfahr der Tiki-Drinks, und so nimmt es nicht Wunder, daß Trader Vic, einer der beiden Hauptakteure der Tiki-Bewegung, ihn sehr schätzte!

In diesem Sinne: Ein frohes Zwischenprost auf Mary Pickford!

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