Die Tiki-Kultur ist in den 1930er Jahren in der USA aufgekommen und erlebte ihre größte Blüte, nachdem Hawaii 1959 zum 50. Bundesstaat der USA erklärt wurde. Amerikanische Soldaten hatten zudem während des II. Weltkriegs in Polynesien eine ganz neue Welt kennen gelernt, in welcher aus Holz geschnitzte Götter, exotische Mode, Musik und Rituale, Tätowierungen und eben eine ganz eigene Küche sowie fruchtig-kräftige Getränke ein unbeschwertes und fröhlich-freundliches Lebensgefühl vermittelten.
In den USA waren es vor allem zwei Barkeeper in Kalifornien an der amerikanischen Westküste, welche sich die Tiki-Kultur zu eigen machten und in ihren Restaurants mit angeschlossener Bar propagierten: Donn Beach, genannt „Don the Beachcomber“ und Victor Bergeron, bekannt als „Trader Vic„. Sie kreierten nach Reisen in die Südsee und die Karibik eine ganz neue Art von Cocktails, die sich von den Klassikern des „Goldenen Zeitalters“ vor allem durch die Verwendung von frischen Fruchtsäften, diversen Sirups und exotischen Garnierungen unterschieden.
Nach Kriegsende stießen diese leckeren Drinks und die dazu gehörenden polynesisch-inspirierte Küche auf ein zunehmend kaufkräftiges Publikum, ein Übriges tat die boomende Filmindustrie Kaliforniens, die Stars und Sternchen am laufenden Band hervorbrachte, die von einer Party zur nächsten gereicht wurden. Solche Partys fanden meist in mondänen Hotels statt, oder Neureiche luden zu Poolpartys in ihre 30-Zimmer-Villen mit Swimmingpool und riesigen Gärten ein.
Dafür waren die Tiki-Drinks genau das Richtige: Sie vermitteln einen Hauch von Exotik und versetzen uns gewissermaßen direkt in die Südsee, in die Welt der Hawaii-Hemden und der endlosen Sandstrände mit ihren Palmenhainen und Sonnenanbetern!
Was benötigt man nun zur Herstellung von authentischen Tiki-Drinks?
Auf KEINEN FALL Mixgetränke aus dem Plastikcontainer, zusammengemurkst aus billigem Fusel – was leider oft genug der Fall ist, da der massive Einsatz von Fruchtsäften und Sirups auch den minderwertigsten Sprit zu maskieren vermag! Vor allem auf Volksfesten und zu ähnlichen Gelegenheiten wird solches Gesöff als „Tiki-Drink“ verkauft, dabei handelt es sich um nichts anderes als eine Beleidigung für den Gaumen, serviert von Leuten, die keine Ahnung haben und nur auf schnellen Gewinn aus sind…
Wir brauchen also:
1) Spirituosen als Grundlage: Rum ist DER tropische Alkohol, er wird aus Zuckerrohr gewonnen, das nur in heißen, subtropisch-tropischen Ländern gedeiht. Zwar gibt es auch Tiki-Drinks, die Gin, Tequila oder Whiskey etc. verwenden, der richtige tropische Touch kommt jedoch nur durch den Rum zustande! – Auch wenn Don the Beachcomber in seiner Bar 140 verschiedene Rums zur Auswahl hatte, genügen doch im Prinzip drei Typen von Rum: ein guter weißer Rum (wie etwa Flor de Cana oder Green Island), ein körperreicher brauner Rum (zum Beispiel Myers’s Rum, El Dorado oder Gosling’s Black Seal) sowie einen Rhum Agricole von den französischen Antillen (Clément, J.M. Rhum)
2) Fruchtsäfte, idealerweise frisch gepresst, in erster Linie Orangensaft, Ananassaft, Maracuja- und Bananensaft
3) exotische Liköre als Geschmackswandler. Hier sind in erster Linie die verschiedenen Curacao-Liköre zu nennen, also Blue Curacao, Orange Curacao, aber auch Triple Sec, Grand Marnier und der Apricot Brandy
4) diverse Sirups, allen voran Mandelsirup oder seine bessere Alternative, das Orgeatsirup, dann vor allem Grenadine, Cocossirup und Maracujasirup, aber auch Bananensirup, Mandarinensirup und Zimtsirup
5) eine Reihe von Bitters, hier besonders Angostura, aber auch Peychaud’s, Creole und Orange Bitters
6) Gewürze wie Zimt, Muskatnuss, Piment, Nelken etc.
7) Zucker, in Form von Rohrzucker, Kristallzucker und Zuckersirup, aber auch Honig
8) Früchte als Garnierung und Deko, besonders Ananas, Orangen, Zitronen, Limetten und Kiwi, aber auch Physalis, Sternfrüchte, Lychee usw.
9) die richtigen Gläser: Tiki-Drinks werden traditionell in so genannten „Tiki-Mugs“ ausgeschenkt, Trinkbechern aus Porzellan oder Steingut (bisweilen auch aus Kunststoff), die mit polynesischen Schnitzereien nachgeahmten Abbildern von Tikimasken etc. verziert sind. Stehen solche nicht zur Verfügung, verwendet man voluminösere Becher, Kelche oder Schalen
10) Eis: Tiki-Drinks verlangen meist nach Crushed Ice, um eine schnelle Kühlung zu garantieren
Anmerkung: Obige Liste ist in keinem Punkt vollständig – je mehr verschiedene Rums, Liköre, Fruchtsäfte, Sirups und Früchte man zur Verfügung hat, desto besser…!
In diesem Sinne: Ein frohes Zwischenprost!