Die Prohibition – der größte Misserfolg der US-Gesetzgebung (I)

Am 17. Januar 1920 war in den USA ein Gesetz in Kraft getreten, das die Herstellung, den Transport und den Verkauf von alkoholischen Getränken verbot. Damit hatte die berüchtigte Abstinenzbewegung der USA auf der ganzen Linie gesiegt – zumindest vorerst!

Das als „Amendment XVIII“ zur amerikanischen Verfassung promulgierte Gesetz verbot nicht, wie oft geglaubt wird, den privaten Konsum oder Besitz von Alkohol – zielte aber letztendlich genau darauf ab: Woher sollte man schließlich auf legalem Wege zu alkoholischen Getränken kommen, wenn man diese nicht offiziell kaufen, nach Hause transportieren oder selber herstellen konnte?

Die als „Prohibitionsgesetz“ in die Geschichte eingegangene Vorschrift brachte zwar den freien Verkauf von Alkoholika zum Erliegen und brach damit Gaststätten, Destillerien und Spirituosengeschäften den Hals, konnte aber den Konsum von Alkohol nie wirklich beenden, sondern ermöglichte Schmugglern und der gesamten Unterwelt sagenhafte Gewinne.

So gesehen war dieses Gesetz eines der erfolglosesten in der amerikanischen Geschichte. Korruption, Schwarzhandel und alle Formen von Beschaffungskriminalität blühten, und der berühmt-berüchtigte Al Capone war nur einer aus einer unübersehbaren Schar von Unterweltganoven, die sich eine goldene Nase verdienten. Steuerfrei natürlich!

Immerhin sollte es ganze 13 Jahre dauern, bis auch die amerikanische Regierung dies begriff, denn erst am 05. Dezember 1933 wurde dieses Gesetz durch das Amendment XXI. zur amerikanischen Verfassung wieder aufgehoben. – Es ist dies übrigens das einzige Amendment in der gesamten US-Justizgeschichte, das jemals wieder zur Gänze aufgehoben wurde!

Schon im Jahr zuvor hatte einer der reichsten Industriellen der USA, John D. Rockefeller, das Versagen des Gesetzes öffentlich zugegeben, als er verkündete:

„Als die Prohibition eingeführt wurde, hatte ich gehofft, daß diese durch die öffentliche Meinung unterstützt würde und der Tag kommen würde, wenn die schädlichen Auswirkungen des Alkohols allgemein anerkannt würden. Langsam und mit Widerwillen mußte ich jedoch einsehen, daß es nicht dazu kam. Stattdessen hat der Alkoholkonsum insgesamt zugenommen, Speakeasys haben den Saloon ersetzt, eine riesige Armee an Gesetzesbrechern ist zum Vorschein gekommen, viele unserer besten Bürger ignorieren die Prohibition ganz offenkundig, was zu einer weitgehenden Missachtung des Gesetzes geführt hat. Gleichzeitig hat sich das Verbrechen in einem Maße ausgeweitet, wie man es nie zuvor beobachten konnte“.

Wer im Verlaufe dieser langen 13 Jahre alkoholische Getränke zu sich nehmen wollte, hatte im Prinzip nur noch drei verschiedene Möglichkeiten:

  1. er versorgte sich aus illegalen Quellen, so waren zum Beispiel die oben genannten Speakeasys geheime Kneipen, so genannte „Flüsterstuben“, in welchen Alkohol heimlich ausgeschenkt wurde
  2. man brannte selbst heimlich Alkohol – die Schwarzbrennerei feierte fröhliche Urständ im Land der Prohibition
  3. man fuhr ins Ausland. Man mußte dazu nicht nach Europa, gab es doch die Möglichkeit, eine Schiffsreise zum Beispiel nach Kuba zu buchen! Die meisten Schiffahrtslinien gehörten europäischen Unternehmen, und man konnte schon auf diesen Schiffen ganz legal Alkohol konsumieren, sobald man die Drei-Meilen-Zone des amerikanischen Hoheitsgebiets verlassen hatte. – Und nachdem die US-Regierung diesen Zone auf 12 Meilen ausgedehnt hatte, mußte man halt noch ein Stündchen länger auf seinen Drink warten, bis das Schiff diese Strecke zurückgelegt hatte.

Prompt wurde ein Cocktail kreiert, der dann als „Twelve Mile Limit“ berühmt wurde – doch dazu später mehr!

In diesem Sinne: Ein frohes Zwischenprost!

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