Cognac – der König der Brände (II)

Der Cognac  – und mit ihm die gesamte Weinbrandindustrie, wie wir sie heute kennen – verdankt, wie wir bereits gesehen haben, seine Entstehung um die Mitte des 16. Jahrhunderts letztendlich dem Krieg.
Seit mehreren Jahrhunderten verschifften nämlich die Weinbauern der Charente, des Weinanbaugebietes um die Stadt Cognac, nördlich von Bordeaux im Westen Frankreichs, ihren Wein in die Niederlande, die damals als Großmacht zu den seefahrenden Nationen gehörten.

Die ständigen kriegerischen Auseinandersetzungen jener Zeit führten jedoch dazu, daß der Transport zur See oftmals unterbrochen oder ganz unmöglich war und die Winzer nicht mehr über genügend Fässer verfügten. Schließlich ist jedes Holzfass ein kleines Kunstwerk, dessen Herstellung nicht nur einwandfreies, über Jahre getrocknetes Holz, sondern auch viel Können des Büttners verlangt, was sich natürlich auch im Preis niederschlägt.

In dieser Situation machten die Winzer schließlich aus der Not eine Tugend: Sie entschlossen sich, den Wein gewissermaßen zu konzentrieren und so nicht nur sehr viel Lagerplatz und Fässer zu sparen, sondern auch den Transport durch das erheblich geringere Volumen zu vereinfachen – und daß sich destillierter Wein wesentlich länger hielt und viel robuster war als normaler Wein, machte den Winzern diese Entscheidung noch sympathischer.

Seither ist die Charente das Herz der Weinbrandherstellung, und im Jahre 1909 erließ die französische Regierung ein Gesetz zum Schutz des Cognacs: Ab sofort durfte sich nur noch solcher Weinbrand „Cognac“ nennen, der auch tatsächlich in der Charente und aus dem dort wachsenden Rebgut hergestellt wird. Damit erhielt der Cognac eine geschützte Ursprungsbezeichnung, die heute weltweit gilt.

Gleichzeitig wurde die Charente in verschiedene Gebiete aufgeteilt, die sich mehr oder weniger kreisförmig konzentrisch um die Stadt Cognac selbst legen, wobei die besten Gebiete jene sind, die der Stadt am nächsten liegen.

Diese Gebiete („terroir“) sind, von innen nach außen, also gewissermaßen in absteigender Qualität, die folgenden:

Grande Champagne
Petite Champagne
Borderies
Fins Bois
Bons Bois
Bois Ordinaires

Die besten Cognacs werden aus Weinen hergestellt, die ausschließlich aus der Grande und der Petite Champagne stammen (diese Gebiete haben natürlich nichts mit der Champagne zu tun, aus welcher der Champagner kommt, diese liegt etwa 100 km östlich von Paris).

Um einen Markencognac herzustellen, kann der Kellermeister („maitre de chai“) jedes Cognac-Hauses auf eine große Zahl verschiedener Fässer unterschiedlichen Alters zurückgreifen, die in den Kellern reifen. Diese Fässer enthalten die so genannten Eaux de vie („Lebenswasser“), also die Basis-Brände, aus welchen ein Cognac komponiert wird. Besonders alte Fässer, die oftmals über viele Jahrzehnte alt sein können, befinden sich in einem besonderen Abteil des Kellers, dem so genannten „Paradies„.

Jeder Cognac besteht demnach aus einer ganzen Reihe von Eaux de vie aus derselben Destillerie, und es ist Aufgabe des Kellermeisters , aus ihnen durch geschickte Vermählung („assemblage„) das gewünschte Endergebnis zu erzielen – eine Aufgabe, die sehr viel Erfahrung erfordert, weshalb es nicht selten ist, daß die Stellung des Kellermeisters innerhalb einer Familie immer vom Vater auf den Sohn vererbt wird, über viele Generationen hinweg!

Das Gesetz legt die Mindestanforderungen an das Alter fest, die für die jeweiligen Qualitätsstufen vorgeschrieben sind:

VS („very superior„): das jüngste in diesem Cognac enthaltene Eau de vie muß mindestens zwei Jahre alt sein

VSOP („very superior old pale„): mindestens vier Jahre alte Eaux de vie

XO: („extra old„): mindestens sechs Jahre gelagerte Eaux de vie (ab 2016: mindestens 10 Jahre)

Andere Altersbezeichnungen, wie Napoleon, Hors d’Age etc. weisen ebenfalls auf alte Qualitäten hin, sind aber gesetzlich nicht genau geregelt. Grundsätzlich ist jedoch festzuhalten, daß praktisch alle Cognac-Häuser ihre Destillate wesentlich länger reifen lassen, als es die gesetzlichen Bestimmungen verlangen – viele XO-Cognacs enthalten Destillate, die mehrere Jahrzehnte ihrer Perfektion entgegenreifen durften!

In diesem Sinne: Ein frohes Zwischenprost!

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