Was ist eigentlich ein Solera-System?

In den letzten Jahren hört man immer öfter den Begriff „Solera-System“, doch was versteht man eigentlich darunter?

Zunächst ist eine „Solera“ einfach nur ein Faßlager mit mehreren Reihen übereinander gestapelter Fässer, das spanische Wort „solera“ bedeutet nichts anderes als „Unterlage“, genau genommen hat das ganze System also seinen Namen von der untersten Lage.

Im engeren Sinne bezeichnet man mit „Solera“ eine Methode der langjährigen Reifung alkoholischer Flüssigkeiten, das zunächst in der Herstellung von Sherry verwendet wurde. Kenner wissen, daß es beim Sherry, im Unterschied zu anderen Weinen, normalerweise keine Jahrgangsangaben gibt.

Das liegt daran, daß der Inhalt verschiedener Fässer in regelmäßigen Abständen miteinander verschnitten wird, um ein über viele Jahre gleichbleibendes Produkt zu erhalten. So wird der Inhalt älterer Fässer mit dem jüngerer verschnitten, wobei der ältere Sherry dem jüngeren seine Weichheit und seine Reife mitteilt, während der jüngere Sherryanteil dem Ganzen seine Frische und Fruchtigkeit verleiht.

Dieses System wird seit vielen Jahrzehnten auch für spanischen Brandy angewendet, der ja im Prinzip nichts anderes ist als ein destillierter Sherry. – Und seit etlichen Jahren haben auch die Rum-Produzenten Mittel- und Südamerikas die Vorteile entdeckt, die diese Methode der Reifung für das Endprodukt mit sich bringt!

Für eine Solera stapelt man mehrere Lagen (oftmals fünf Lagen, alle Lagen außer der untersten bezeichnet man als „criaderas“) Fässer übereinander, deren oberste Lage den frisch abgezogenen Wein bzw. gerade eben destillierten Brandy (oder auch Rum) enthält.

Der Inhalt der obersten Faßlage darf reifen, bis im darauf folgenden Jahr die neue Ernte vergoren bzw. destilliert wird. Und jetzt kommt der Trick zur Anwendung, der das Solera-System so genial macht: Aus der obersten Lage wird ein Teil (meist ein Fünftel bis ein Drittel) abgezogen und in die direkt darunter befindliche Reihe Fässer umgefüllt.

Dieser Vorgang wiederholt sich mehrmals, wobei jeweils von oben nach unten nachgefüllt wird – die unterste Lage enthält somit den ältesten Brandy (Sherry/Rum), aus dieser Reihe wird dann ein Teil entnommen und auf Flaschen gezogen, womit endlich das fertige Produkt auf den Markt gebracht werden kann.

Der nun in der untersten Lage fehlende Teil wird aus der zweituntersten ersetzt und so weiter bis ganz nach oben, wo wiederum mit neuem Destillat ergänzt wird.

Die unterste Faßreihe enthält somit einen Brandy, der sich aus Destillaten der verschiedensten Jahrgänge zusammensetzt – ein Teil des Inhalt bleibt ja immer im Faß und wird mit jüngerem vermischt, weshalb es natürlich auch keinen Solera-Brandy (Solera-Rum etc.) geben kann, dem ein Jahrgang zugewiesen werden kann. Auch die bisweilen anzutreffenden Altersangaben (Solera 23 Anos) sagen in Wahrheit gar nichts über das Alter des Inhalts aus, können allenfalls bedeuten, daß die Solera vor 23 Jahren erstmals angelegt wurde.

Ein durch die Vermischung freilich immer geringer werdender Teil des Inhalts der untersten Faßreihe ist genau so alt wie die Solera selbst. Es gibt Brandy-Soleras, die weit über 100 Jahre alt sind, und jede einzelne aus dieser Solera abgefüllte Flasche enthält einen – wenn auch geringen – Anteil von Brandy, der dann eben auch über 100 Jahre alt ist!

Der Vorteil dieses Systems ist natürlich, daß ein Brandy entsteht, der heute genau so schmeckt wie vor 20 Jahren, und der Käufer wird es zu schätzen wissen, wenn sein Lieblingsbrandy, den er in 20 Jahren kauft, immer noch genau so schmeckt, wie er es gewohnt ist!

Für den Produzenten hat das Solera-System außerdem den Vorteil, daß auch ein schlechterer Jahrgang verwertet werden kann, weil dieser durch die Qualität der anderen Jahrgänge ausgeglichen wird.

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