Pousse Café

Die Pousse Cafés sind eine alte Kategorie von Cocktails, für welche Spirituosen mit verschiedenem spezifischem Gewicht so übereinander gelegt werden, daß sie sich nicht miteinander vermischen. Auf diese Weise ist es möglich, Drinks zu kreieren, die durch eine geschickte Farbauswahl verwendeter Spirituosen eine schöne bunte Schichtung ergeben. Folglich sind solche Drinks auch in erster Linie etwas fürs Auge, geschmacklich tatsächlich wahrgenommen wird hauptsächlich die letzte (schwerste und deshalb unterste) Schicht, die nicht selten aus Grenadinesirup besteht. Diese Drinks bezeichnet man auch als „layered drinks„, der historische Name „Pousse Café“ rührt davon her, daß man diese in Frankreich erfundenen Drinks zum Kaffee genoss, der Name bedeutet in etwa „Kaffee (hinunter-)schieben„.

Ihre größte Beliebtheit erreichten diese Drinks Ende des 19. Jahrhunderts, als sich bekannte Bartender in den USA und anderswo in der Kunst zu übertreffen versuchten, solche Pousse Cafés möglichst fehlerfrei (also mit klar begrenzten einzelnen Lagen) herzustellen, und zwar mit so vielen Lagen wie möglich. Üblich waren Pousse Cafés mit sechs bis sieben Lagen. Ein Bartender aus New Orleans namens Nick Castrogiovanni brachte es darin allerdings zu unübertroffener Meisterschaft, indem er einen Pousse Café mit nicht weniger als 34 (!) Lagen kreiert – wie lange er dazu brauchte, ist freilich nicht überliefert.

Nach der Jahrhundertwende und besonders im Zuge der Prohibition geriet diese Kunst zusammen mit den Drinks, die durch sie entstanden, mehr und mehr in Vergessenheit. Heute hat als einziger echter Pousse Café der B 52 noch einen hohen Bekanntheitsgrad, wenn man einmal vom Tequila Sunrise und vom Golden Dawn absieht, die ja eigentlich auch zu diesen Layered Drinks gezählt werden müssen.

Dabei ist die Herstellung solcher Drinks eigentlich gar nicht so schwierig, wenn man erstens weiß, daß man die einzelnen Spirituosen über die Rückseite eines Barlöffels langsam an der Glasinnenwand einfließen lassen muß, damit sie sich nicht vermischen. Verwendet wird meist ein 4 cl Shotglas, aber auch schmale, hohe Kelche ergeben sehr schöne und elegante Drinks – wobei natürlich grundsätzlich kein Eis verwendet wird!

Und zweitens sind Kenntnisse bezüglich des spezifischen Gewichts der verwendeten Spirituosen etc. notwendig, weshalb hier dieses Gewicht für eine Reihe häufig gebrauchter Spirituosen angegeben ist. Dabei gilt: Je höher das spezifische Gewicht, desto weiter unten im Glas ist diese Spirituose anzusiedeln, je leichter, desto weiter oben kann sie verwendet werden. Generell bedeutet ein höherer Zuckergehalt auch ein höheres spezifisches Gewicht, während sich mit steigendem Alkoholgehalt das spezifische Gewicht vermindert – deshalb bestehen Pousse Cafés in der Regel hauptsächlich auch Likören, was die ganze Angelegenheit zu einer süßen macht. Die folgende Aufzählung beginnt mit den schwersten Zutaten, die zuerst ins Glas kommen:

Grenadine 1,18

Crème de Cassis 1,18

Crème de Noyaux 1,16

Crème de Banana 1,14

Crème de Cacao (white) 1,14

Kahlua 1,14

Chambord 1,13

Cherry Heering 1,12

Crème de Menthe 1,12

Blue Curacao 1,11

Galliano 1,11

Amaretto 1,1

Triple Sec 1,09

Drambuie 1,08

Orange Curacao 1,08

Frangelico 1,08

Bénédictine D.O.M. 1,07

Campari 1,06

Bailey’s 1,05

Midori Melonenlikör 1,05

Malibu 1,044

Brandy 1,04

Pfirsichlikör 1,04

Apricot Brandy 1,04

Cointreau 1,04

Pfeffi 1,04

Sloe Gin 1,04

Grand Marnier 1,03

Chartreuse grün 1,01

Jägermeister 1,007

Wasser 1,0

Bacardi 151° 0,98

Southern Comfort 0,97

Vodka 0,95

Myers’s Rum 0,95

Tequila 0,95

Mount Gay Rum 0,948

Gin 0,93

Es macht nun freilich wenig Sinn, wenn man zwei Spirituosen derselben Farbe, aber mit unterschiedlichem spezifischen Gewicht, übereinander schichtet – sie würden vom Auge als eine einzige Schicht wahrgenommen. Der richtige optische Effekt wird nur dann erzielt, wenn die Farbe zweier benachbarter Schichten sich möglichst deutlich unterscheidet, sehr effektiv ist es auch, zwei dunkle Schichten (also zum Beispiel Grenadine und Kahlua) durch eine farblose Schicht (wie etwa Crème de Cacao) optisch zu trennen.

Da zum Beispiel Overproof-Rums sehr leicht sind (siehe oben), stellen diese oft die oberste Schicht dar. Deshalb werden auch nicht wenige dieser Pousse Cafés angezündet, weil zum Beispiel der sehr leichte Bacardi 151° obenauf „gefloatet“ wird , was dann brennend einen Aufsehen erregenden Eindruck macht. Heute werden die meisten Pousse Cafés, die im Vergleich zu früher sehr einfach gehalten sind und aus nicht mehr als drei Schichten bestehen, als Shot getrunken. Früher war es jedoch üblich, sie Schicht für Schicht in kleinen Schlucken zu genießen, oft unter Verwendung eines silbernen Trinkhalms!

In diesem Sinne: Ein frohes Zwischenprost!

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