Gin Tonic Spanish Style

Der heute immer beliebter werdende Gin stammt zwar aus Großbritannien, wo die Briten schon vor Jahrhunderten damit begannen, den holländischen Genever nachzuahmen. Auch heute stammen viele hervorragende Gins nach wie vor von den britischen Inseln, wenn auch Deutschland, Frankreich und Spanien inzwischen ebenfalls hervorragende Gins auf den Markt bringen, die auf jeden Fall eine Bereicherung darstellen.

Zwar ist Gin die vielseitigste Spirituose im Barbereich, doch wenn wir ehrlich sind, ist dessen neuerliche Beliebtheit in allererster Linie mit einem ganz bestimmten Drink verbunden, bei dem es sich noch nicht einmal um einen Cocktail, sondern um einen Highball handelt: Gemeint ist natürlich der Gin Tonic, der im englischen Sprachraum als Gin and Tonic oder einfach als G&T bekannt ist.

Und hier kommen nun die Spanier ganz groß ins Spiel: Niemand hat die Zubereitung eines im Prinzip doch recht einfachen Drinks zu einer solchen Kunst erhoben, wie die Spanier. Es gibt in Madrid und anderswo unzählige Bars, die den Gin Tonic auf höchstem Niveau förmlich zelebrieren, und nicht weniger dieser Bars bieten auch sonst überhaupt keine anderen Getränke an – es sind also richtige „Gin-Bars“!

Seit die Spanier sich dieses Drinks angenommen haben, ist ein Gin Tonic nicht einfach nur mehr etwas Gin und Tonic Water mit einer traurigen Limettenscheibe darinnen – nein, die Liste der sonstigen Zutaten ufert geradezu aus, und auch die Zubereitung selbst wird zur Zeremonie. Diese Entwicklung wird in diesem Video auf Youtube recht eindrucksvoll – und nur leicht überspitzt – dargestellt!

Und auch wenn wir selbst nicht nach Spanien fahren, so können wir doch von dieser Entwicklung profitieren, wenn wir uns auf die Vielfalt der Garnituren (den so genannten „garnishes“) einlassen und dabei einige Punkte beachten:

Gin ist bekanntlich Neutralalkohol, in welchem zur Aromatisierung diverse so genannte „Botanicals“ mazerieren, allen voran natürlich der Wacholder. In jüngster Zeit, da alle paar Wochen ein neuer Gin auf den Markt gebracht wird, wird auch die Liste dieser pflanzlichen Aromengeber immer länger und ausgefallener. Schließlich soll sich ein neuer Gin ja von allen anderen bisherigen durch neue geschmackliche und aromatische Eindrücke unterscheiden, wenn er erfolgreich sein will.

Deshalb findet man immer mehr Gins, die durch Botanicals auffallen, welche man früher nicht mit Gin in Verbindung gebracht hätte. Allen voran sind dies allerlei Beeren, wie etwa Heidelbeeren, Himbeeren oder Brombeeren, aber auch Zimt, Rosenblütenblätter, Bitterorangen und viele andere pflanzliche Bestandteile mehr finden sich in den Rezepturen der Gin-Destillateure. Nicht wenige Hersteller beschäftigen richtige „Kräuter-Scouts“, die um die ganze Welt reisen, um neue und noch nicht dagewesene Botanicals aufzutreiben, die dann in den Gin wandern.

Und so ist es nur ein winziger Schritt bis zu der Erkenntnis, daß man durch entsprechende Garnituren die eine oder andere dieser pflanzlichen Aromengeber noch mehr hervorheben kann – und diesen Schritt haben die Spanier als erste sehr erfolgreich getan!

Also findet man in Spanien zum Beispiel einen Gin Tonic mit Grapefruitschalen und Thymian, einen anderen mit Himbeeren, Limetten und Rosenblättern oder wiederum einen anderen mit Apfelspalten, schwarzem Pfeffer und Selleriestengel. Und: ES SCHMECKT!

Wollen wir dies nachahmen, so sollten wir jedoch keinesfalls wahllos irgendwelche Beeren, Kräuter oder Wurzeln in unseren Gin Tonic geben nach dem Motto „wir schütten alles zusammen, was Ihr wollt“ – ein Gin Tonic ist kein Resteverwerter wie eine Pizza!

Bevor man also damit anfängt, mit verschiedenen Garnituren zu experimentieren, sollte man sich die Liste der Botanicals genau ansehen, die in den jeweiligen Gin Eingang fanden. Und daraus sollte man sich dann ein, zwei heraussuchen, deren Präsenz im Gin Tonic man noch mehr Geltung verschaffen möchte!

Hierzu nur einige Beispiele:

Bobby’s Schiedam Gin zählt zu seinen Botanicals unter anderem Wacholder, Orangenschalen, Nelken, Koriander und Zimt. – Es bietet sich also an, ihn mit Wacholderbeeren (leicht zerdrückt!), einer Orangenschale und einem Zweiglein Koriander zu garnieren. Und wer es würziger mag, der nehme eine halbe Zimtstange und einige Nelkennägel, aufgehellt durch etwas Zitronengras

Hendrick’s Gin wird u.a. mit Gurken, Rosenblütenblättern und Zitronenschalen aromatisiert. Was liegt also näher, als ihn mit Gurkenscheiben, Rosenblütenblättern und einer Zitronenschale zu garnieren?

Monkey 47 erhält sein ziemlich intensives Aroma von 47 verschiedenen Botanicals (daher auch der Name…), worunter sich auch Brombeerblätter, Kardamom und Heckenrosen finden. Also garnieren wir ihn doch einfach mit Brombeeren und Kardamom (beides zerdrücken!) sowie Rosenblütenblättern!

The Botanist glänzt mit Aromen von Minze, Salbei und Thymian. Diese kann man durch Zugabe von frischer Minze, einem Salbeiblatt und einem Thymianzweiglein noch besser zur Geltung bringen

Nolet’s Silver Gin erhält sein ausdrucksvolles Aroma u.a. von Himbeeren, Rosenblütenblättern und Zitrusschalen. Wir garnieren also mit leicht zerdrückten Himbeeren, Rosenblütenblättern und einer Zitronenschale.

Wie man sieht: Der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt, zumal es für jeden Gin verschiedene Kombinationen von Garnituren gibt. Hier muß jeder selbst für sich entscheiden, welche er bevorzugt – es ist allemal einen Versuch wert, und die Ergebnisse sind oft köstlich!

In diesem Sinne: Ein frohes Zwischenprost!

 

 

Ein Gedanke zu “Gin Tonic Spanish Style

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