Elf Gründe, um Stammgast einer Bar zu werden

Eine halbwegs ernst gemeinte Satire von Frank Kelly Rich:

Stammgäste erhalten Sonderbehandlung: Wenn man über längere Zeit immer wieder genug Geld in einer Bar gelassen hat, führt das zu einem steigenden Interesse des Personals! Man wird schneller bedient, Cocktails und Shots tauchen förmlich wie hingezaubert vor einem auf – und am Ende des Abends ist die Rechnung oftmals geringer als erwartet!

Man herrscht über neue Gäste: Man residiert an einem Ecktisch wie sintemalen der Dorfadel und kann sich als Betreuer von Neuankömmlingen und Beschützer der Damenwelt gerieren. Gleichzeitig kann man dem Personal einen Wink geben, welche männliche Begleitung anwesender Damen höchstwahrscheinlich ausfällig würde und deshalb umgehend der Bar zu verweisen ist.

Wenn es Schwierigkeiten gibt, steht das Personal hinter einem: Man kennt Dich und weiß, daß Du niemals Streit mit einem anderen Gast anfangen würdest – selbst wenn dies ganz offensichtlich doch der Fall ist!

Du kannst Du selbst sein: Ist man nicht Stammgast, fühlt man sich in einer Bar niemals wirklich wohl, weil man ständig bemüht ist, eine bestimmte Rolle zu spielen – und sei es nur, um später eine der anwesenden hübschen Damen mit nach Hause nehmen zu können! In Deiner Stammbar kannst Du ganz Du selbst sein und Dich geben, wie Du eben bist, selbst wenn Du nicht wirklich soooo toll bist…

Der Charakter einer Bar wird sich in Dir widerspiegeln und Rückschlüsse auf Dich zulassen: Bist Du zum Beispiel Stammgast einer Hotelbar, werden andere Gäste annehmen, daß Du eine vielgereiste Person bist. Das funktioniert leider auch anders: Bist Du regelmäßig in einer griechischen Bar zu finden, werden sie der Meinung sein, daß Du sie früher oder später um ein höheres Darlehen bitten wirst, welches Du womöglich niemals zurückzahlen kannst.

Vereinfachte Kommunikation: Stehst Du erst einmal auf gutem Fuße mit dem Bartender, dann kannst Du Deine Drinks durch einfaches Kopfnicken oder Heben eines Fingers bestellen. Das ist besonders dann von Vorteil, wenn Du nicht mehr fähig bist, etwas zu äußern, das als menschliche Sprache erkannt wird.

Deine Freunde wissen, wo sich Dich finden: Es hat beinahe etwas Magisches, daß man seine Freunde immer in einer Bar finden kann, ohne ihnen zuvor stundenlang hinterher telephonieren zu müssen! Es kommt einem so vor, als ob dies ein ganz besonderer Moment wäre, den man am besten damit feiert, daß man sie auf einen Drink einlädt!

Man schließt mehr dauerhafte Freundschaften: Seien wir ehrlich – die Freundschaften, die man zufälligerweise an der Theke schließt, halten zumeist wenig länger als jene, die man mit fremden Mitreisenden in einem Zugabteil beginnt! Freundschaften, die jedoch über einen längeren Zeitraum hinweg mit anderen Stammgästen geschlossen wurden, sind wesentlich beständiger: Sie ähneln jenen Kameradschaften, die von Soldaten in einem Schützengraben geschlossen werden, der sich um eine Brauerei zieht!

Es macht Dich verläßlicher, wenn nicht sogar respektabel: Frauen mögen Männer, die sich etwas hingeben, und wenn es sich dabei nur um einen endlosen Strom von Schnaps und Bier handelt! Sie denken: „Naja, zumindest treibt er sich nicht mit den Schlampen in diesen Diskotheken herum, die mir meine letzten Freunde ausgespannt haben!

Es räumt mit der unfreundlichen Annahme auf, daß keine Bar Dich haben will: Aber damit wir uns nicht mißverstehen – es gilt stets das Prinzip der Gegenseitigkeit! Auch wenn es undemokratisch erscheinen mag, Du kannst nicht einfach in irgendeine Bar gehen, die Dir gerade gefällt, und sagen: „Das ist jetzt meine Stammbar„… Denn wie in jeder Beziehung gehören zwei dazu. Die Bar muß also auch Dich auswählen! Wenn hingegen das Personal oder die schon vorhandenen Stammgäste Dich nicht leiden können, aus welchem unfairen Grunde auch immer, dann wird es niemals „Deine“ Bar werden, ganz egal wie viel Geld Du dort ausgibst. Für sie wirst Du niemals etwas anderes sein als eine etwas hartnäckigere Laufkundschaft, und wenn es auch vielleicht lange dauert, früher oder später werden sie Dich vergraulen. Ganz gleich, als was für eine sture Klette Du Dich selbst siehst, sie werden Mittel und Wege finden, Dich loszuwerden.

Du gehörst zur Familie: Früher oder später. Zunächst machst Du eine Anwartschaft als „bekanntes Gesicht“ durch, und erst viel später, nachdem Du bewiesen hast, daß Du nicht aus dem Rahmen fällst, wenn Du getrunken hast, wirst Du ein echter Stammgast werden. Dann gehörst Du dazu.

Man vergibt Dir, wenn Du Dich doch einmal daneben benimmst: Und das wird früher oder später vorkommen! In der Tat wirst Du das sogar wollen: Es ist zwar paradox, doch ein solches Verhalten hilft Dir sogar dabei, Deinen Status zu zementieren, weil es Dich wie einen geliebten Onkel erscheinen läßt, der eben seine Marotten hat, die er hie und da einmal ausleben muß. Diese Marotten werden anerkannt und können Dich sogar vom Status eines Stammgastes zu dem eines ganz besonderen Charakters heben. Wenn Du Dich in regelmäßigen Abständen, zum Beispiel einmal im Monat, daneben benimmst, dann wirst Du zu einer echten Institution, die zur Bar gehört!

In diesem Sinne: Ein frohes Zwischenprost!

 

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