Heidelbeeren, auch als Blaubeeren (englisch: blueberry, französisch: myrtille) entwickeln sich in jüngster Zeit dank ihres intensiven Aromas zum Star in guten Bars rund um die Welt. Dabei ist allerdings zu beachten, daß die heute in Geschäften angebotenen Früchten zumeist von der Amerikanischen Heidelbeere (Vaccinium corymbosum) stammen, die zwar gut doppelt so groß werden wie ihre bei uns heimische, wildwachsende Variante (Vaccinium myrtillus), diesen Größenvorteil aber durch ein wesentlich weniger intensives Aroma bezahlen. Zudem ist der Farbstoff Anthocyan bei ersteren nur in der Schale enthalten, während bei der hier heimischen Heidelbeere die gesamte Frucht, also auch das Fruchtfleisch, intensiv blau gefärbt ist – daher bekommt man eine blaue Zunge nur nach dem Verzehr europäischer Heidelbeeren.
Wie dem auch sei, verleihen Heidelbeeren jedem Drink einen ganz eigenen, unverwechselbar süßlich-herben Geschmack, weshalb es eigentlich erstaunlich ist, daß man in historischen Cocktailbüchern vergeblich nach dieser Zutat sucht. Doch mit der zunehmenden Beliebtheit fruchtiger Drinks erhält endlich auch die Heidelbeere den ihr zustehenden Platz im Herzen der Cocktail-Liebhaber.
Grundsätzlich können in der Bar Heidelbeeren in verschiedener Form verwendet werden, nämlich schlicht und ergreifend als frische Beeren, als Püree, als Heidelbeersaft oder als Heidelbeerlikör. Dazu kommen noch mit Heidelbeeren aromatisierte Spirituosen, die man durch Mazerieren von zerdrückten Heidelbeeren aus Vodka, Gin, Rum, Whiskey oder sogar Tequila selber herstellen kann. Rezepte dafür findet man im Internet genug, wenn man als Suchbegriff „blueberry infused spirits“ eingibt.
Verwendung frischer Heidelbeeren: Da die Heidelbeere eine ziemlich dicke Haut hat, gibt sie bei Verwendung als ganze Beere praktisch keine Geschmacks- oder Farbstoffe an einen Drink ab. Dagegen machen sie sich als Dekoration an einem Drink natürlich sehr schön und bieten eine nette Abwechslung zu den ewigen Cocktailkirschen. Hierzu werden sie entweder direkt in den Drink gegeben, oder auf einen Cocktailspieß aufgespießt und so dem Glas beigegeben. Sollen sie aber auch geschmacklich zur Gesamtkomposition beitragen, so müssen sie wenigstens halbiert werden, um dem Drink etwas Farbe und zusätzliche Geschmacksnuancen zu verleihen. Ein Beispiel hierfür ist etwa ein Gin Tonic, komponiert aus Monkey 47 Gin, einem Zweiglein Thymian und etlichen halbierten Heidelbeeren: Hier sorgen sie zusammen mit dem Thymian dafür, daß die „waldigen“ Noten des Monkey 47 Gins noch besser zur Geltung kommen! Und nebenbei werden die halbierten Früchte auch von der Spirituose durchtränkt und schmecken ganz hervorragend!
Heidelbeerpüree: Entweder püriert man frische Heidelbeeren selbst im Mixer, oder man greift gleich zu fertigem Heidelbeerpüree, wie es etwa von der Firma Monin im Handel angeboten wird. Der Vorteil liegt auf der Hand: Das Püree vermischt sich mit dem Getränk, färbt es intensiv blau und gibt ihm außerdem einen deutlichen süßlich-herben, sehr fruchtigen Heidelbeergeschmack!
Am besten geeignet ist – wieder einmal! – der Gin, der hier seine Anpassungsfähigkeit perfekt ausspielen kann und zusammen mit den Heidelbeeren außergewöhnlich wohlschmeckende Kompositionen ermöglicht, doch auch weißer Rum oder Cachaca passen perfekt zur Heidelbeere. Bei anderen Grundspirituosen, wie Brandy, Whiskey, brauner Rum oder Tequila, die selbst bereits einen relativ intensiven Geschmack aufweisen, muß man dann aufpassen, das sich diese nicht mit dem Heidelbeeraroma „beißen“…
Interessant ist übrigens, daß sich Heidelbeeren in Cocktails perfekt mit Lavendel ergänzen, wie zum Beispiel im Paulista Cocktail:
5 cl Cachaca (Velho Barreiro Silver)
12 Heidelbeeren
1,5 cl Lavendelsirup
1,5 cl Blaubeerlikör
2,5 cl Limettensaft
Die Heidelbeeren mit Lavendelsirup und Blaubeerlikör zerdrücken, die restlichen Zutaten zugeben und shaken. In ein Martiniglas gießen, das zuvor mit einem Ring aus Lavendelzucker versehen wurde. Lavendelzucker kann man leicht selbst herstellen, indem man getrocknete Lavendelblüten in einem Mörser fein zerstampft und dann mit einer Tasse feinstem Zucker vermischt. Das Ergebnis kann sich sehen – und schmecken – lassen!
Eine besonders leckere neue Heidelbeer-Kreation von Herrn Andreas “Blender“ Offensberger wurde auf der Bayerischen Cocktailmeisterschaft am 06. Mai des Jahres ausgezeichnet, sie nennt sich Honey Blue:
6 cl Beefeater Gin
2 cl Heidelbeerpüree
1,5 cl Holunderblütensirup
4 cl frisch gepresster Zitronensaft
Alles im Shaker shaken und in einen Tumbler mit Eiswürfeln gießen.
Recht einfach herzustellen ist auch der leckere Bluberry Vodka Martini:
4 cl Vodka
2 cl Triple Sec
8 cl Heidelbeersaft
3 cl frisch gepresster Zitronensaft.
Alle Zutaten shaken und in ein geeistes Martiniglas gießen. – Im Unterschied zum sehr kräftigen „normalen“ Martini Cocktail ist diese den Sours zuzurechnende lecker-fruchtige Variation auch für all diejenigen geeignet, die es nicht allzu „hart“ mögen!
Dies sind nur einige wenige Beispiele für die Vielseitigkeit der Heidelbeere als Zutat für kreative Drinks, die Liste kann beliebig verlängert werden – warum zum Beispiel nicht einen Blueberry Mojito oder einen Blaubeer-Limetten Cocktail herstellen, der sogar alkoholfrei ein sehr schmackhaftes Getränk darstellt? Rezepte dafür findet man im Netz genug.
In diesem Sinne: Ein frohes Zwischenprost!