Der Rob Roy Cocktail

Der Rob Roy ist eine Variation des klassischen Manhattan, 1894 im New Yorker Luxushotel Waldorf Astoria kreiert und bisweilen auch einfach als „Scotch Manhattan“ bezeichnet.

Benannt wurde der Rob Roy nach dem geächteten Viehdieb Robert Roy MacGregor, der im frühen 18. Jahrhundert in Schottland sein Unwesen trieb und schließlich von Sir Walter Scott in dessen Roman „Rob Roy“ zum „schottischen Robin Hood“ stilisiert wurde, der die Reichen bestahl, um den Armen zu geben.

Direkter Anlass für die Namensgebung war die Popularität des schottischen Whiskys der Marke Dewar’s, nachdem der Stahlmagnat Andrew Carnegie (selber schottischen Ursprungs) ein Fass davon dem damaligen amerikanischen Präsidenten Benjamin Harrison zum Geschenk gemacht hatte. Wie auch heute noch gerne geübt, wurde mit dem Rob Roy ein entsprechender Cocktail kreiert, für den eben dieser Scotch Whisky verwendet wurde. – Daß zur selben Zeit ein Musical mit dem Titel „Rob Roy“ am Broadway Furore machte, kam da natürlich besonders gelegen!

Als Manhattan-Variation besteht der Rob Roy aus Whisky (hier natürlich Scotch Whisky!), Vermouth und Bitters.

Dies ermöglich verschiedene Varianten für den Rob Roy, die allesamt ihre Berechtigung haben. Generell ist dabei ausschlaggebend, ob man diesen Drink eher trockener oder doch lieber etwas süßer genießen möchte. Deshalb unterscheidet man zwischen dem Standard „Rob Roy Cocktail“, der mit italienischem Vermouth (Martini) gemixt wird, dem „Dry Rob Roy“ (der auch als „Beadlestone Cocktail“ bekannt ist), für welchen trockener französischer Vermouth (Noilly Prat) verwendet wird, und dem „Perfect Rob Roy“, für den je zur Hälfte italienischer und französischer Vermouth hergenommen werden. Für den Perfect Rob Roy kann der Vermouth auch mit einem Whisky-Likör wie z.B. Drambuie ergänzt werden, was dem Drink eine noch etwas süßere Note verleiht.

Dann stellt sich die Frage, welcher Bitter am besten zum Rob Roy passt! – Leider bekommt man einen Rob Roy (sofern dieser überhaupt angeboten wird…) oftmals ganz ohne Bitters, da Bartender der Meinung sind, ihre Kunden würden Bitters ablehnen, weil diese den Cocktail „bitter“ machen würden.

Doch ganz davon abgesehen, daß Bitters einen Cocktail eben NICHT bitter machen, wenn sie in der vorgeschriebenen Menge von zumeist nur einem oder zwei Spritzern (dash) zugefügt werden, geht dem Rob Roy in diesem Fall eine der wichtigsten Geschmacksnuancen verloren…! Bitters verleihen ihm eine geschmackliche Tiefe, die man ohne diese Zutat schmerzlich vermissen würde, so zu sagen das „Tüpfelchen auf dem i“!

Traditionell verwendet man für den Rob Roy Orange Bitters, in den letzten Jahrzehnten hat sich auch der bekannte Angosturabitter beim Rob Roy eingenistet – wahrscheinlich deshalb, weil er überall erhältlich ist. Allerdings übertönt der ziemlich herbe Angostura die feinen Nuancen, besonders wenn er mit französischem Vermouth gemixt wird. Stattdessen empfiehlt bereits David Embury in den 1950er Jahren die Verwendung von Peychaud’s Bitters – dieser etwas zurückhaltendere Bitter komplimentiert Scotch und Vermouth in geradezu perfekter Weise und ist neben dem Orange Bitter die beste Lösung!

À propos Scotch: Die Grundzutat, die aus dem Manhattan einen Rob Roy macht, gibt diesem Drink auch einen ganz anderen Charakter. Wer der Meinung ist, daß es sich dabei einfach um einen Manhattan handelt, der eben mit Scotch gemixt wurde, der unterschätzt den Einfluß, den dieser Wechsel auf den gesamten Cocktail hat: Er wird einerseits weniger süß, als der mit Bourbon gemixte Manhattan, da ein Bourbon ja zu mindestens 51% aus Mais gebrannt wird, der diesem seine Süße mitgibt. Zudem wird Bourbon per Gesetz in neuen Eichenfässern gelagert, die ihm einen kräftigen Touch Vanille mitgeben, der im Rob Roy stören würde.

Ganz im Gegenteil dazu ist ein Scotch viel weniger süß, wird er doch aus Gerste gebrannt und reift in gebrauchten Fässern, weshalb er einen gewissermaßen „schlankeren“ Charakter aufweist und dabei viel eleganter daherkommt. Im Rob Roy sorgt er deshalb für einen insgesamt weicheren und feineren Geschmack als sein amerikanisches Pendant.

Doch welchen Scotch soll man für den Rob Roy verwenden? – Schon bei seiner Erfindung stand der Dewar’s Scotch Pate. Bei dieser 1846 von John Dewar in Schottland kreierten Marke handelt es sich um einen Blended Scotch, der aus verschiedenen Single Malts komponiert („blended“) wird.

Schottische Whisky-Blends wie Johnnie Walker, Chivas Regal oder eben Dewar’s, um nur einige zu nennen, sind grundsätzlich von milderem und sanfterem Charakter als die für Laien oftmals recht „ungehobelten“ und sehr „rustikalen“ Single Malt Whiskys – schließlich wurden sie ja erfunden, um das schottische Nationalgetränk auch über die engen Grenzen seiner Heimat hinweg vermarkten zu können.

Besonders die torfig-rauchigen Noten fallen bei den Blended Scotch Whiskys wesentlich milder aus als bei den Single Malts. Dadurch sind sie viel gefälliger und geben dem Rob Roy seinen unverwechselbar feinen und angenehmen Charakter: Mit einem Bourbon gemixt, würde er zu plump ausfallen, mit einem Single Malt geriete er zu rauh, mit einem dreifach destillierten Irish Whiskey zu nichtssagend!

Es bleibt also nur der Blended Scotch Whisky als ideale Grundlage für den Rob Roy – sei es nun der Dewar’s selbst, ein Johnnie Walker Black Label oder eine vergleichbare Marke, auch hier kommt es wieder auf die persönlichen Vorlieben an!

Grundrezept für den Rob Roy Cocktail:

6 cl Blended Scotch Whisky
2,5 cl Vermouth
1 dash Bitters

Alle Zutaten sind im Mixbecher mit viel Eis zu rühren – der Shaker kommt hier nicht zum Einsatz, da das Rezept keinerlei schwer mischbare Zutaten enthält. Der fertige Drink wird dann über einen Strainer in ein vorgekühltes Martiniglas gegeben.

Der Rob Roy wird also OHNE Eis serviert und mit einer Cocktailkirsche oder (besonders für den Dry Rob Roy und den Perfect Rob Roy) mit einer Zitrus- oder Limettenzeste garniert.

In diesem Sinne: Ein frohes Zwischenprost!

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