Der Ramos Gin Fizz (I)

Der Ramos Gin Fizz gilt bis heute als einer der legendärsten – und leckersten! – Cocktails, die mit rohem Ei hergestellt werden – und gerade deshalb mieden viele Bars diesen Drink für lange Zeit, da sie fürchteten, daß die Gäste wegen der theoretisch möglichen Infektion mit Salmonellen den Ramos Gin Fizz ablehnen würden.

Inzwischen hat sich das Thema Salmonellen jedoch weitgehend erledigt, über die mathematische Wahrscheinlichkeit einer solchen Infektion wurde bereits an anderer Stelle gesprochen (siehe den Beitrag „Cocktails mit rohem Ei„). – Vielleicht zögern in Wirklichkeit jedoch auch viele Bars deshalb an der Aufnahme des Ramos Gin Fizz in ihre Cocktailkarte, weil dieser Drink recht aufwendig zuzubereiten ist und eine Menge Kraft und Zeit kostet?

Kreiert wurde der Ramos Gin Fizz von Henry C. Ramos in der Bar des Imperial Cabinet Saloon in New Orleans, direkt an der Ecke Fravier und Carondelet Street. In dieser 1887 von ihm eröffneten Bar bot Ramos seinen Gästen auch verschiedene Fizzes an, die seit dem 25 Jahre zuvor erschienenen legendären Mixbuch von „Professor“ Jerry Thomas in Mode kamen.

Ein Jahr später, 1888, schlug dann Ramos‘ große Stunde, die gleichzeitig eine der absoluten Sternstunden in der Geschichte des Cocktails überhaupt bildete: Er komponierte Eiweiß, Gin und andere Zutaten mit ein wenig Orangenblütenwasser und schüttelte den Drink sehr lange und intensiv im Shaker, der damals gerade erst in Gebrauch gekommen war – und fertig war ein cremig-sahniger Cocktail von außergewöhnlicher Qualität, den er zunächst als „New Orleans Fizz“ auf seine Karte setzte.

Ramos hatte mit diesem Cocktail so ungeheuren Erfolg, daß er mehrere Helfer einstellen mußte, die nichts anderes zu tun hatten, als diesen Cocktail zu shaken. Ramos selbst wurde umgehend zu einer Berühmtheit in New Orleans, und so erwarb er 1907 eine größere Bar in New Orleans, genannt „The Stag„, die an der Gravier Street gegenüber dem St. Charles Hotel lag.

Inzwischen waren sowohl Ramos selbst als auch sein Cocktail so populär, daß dieser Drink allgemein als „Ramos Gin Fizz“ bezeichnet wurde, zur Unterscheidung von den verschiedenen anderen Gin Fizzes, die allenthalben zubereitet wurden. An Mardi Gras war die Nachfrage nach dem Ramos Gin Fizz in seiner Bar so riesig, daß Ramos nicht weniger als 32 (andere Quellen sprechen von 35) so genannte „shaker boys“ einstellte, die nichts anderes zu tun hatten, als den Ramos Gin Fizz zu shaken – und dennoch mußten die Gäste lange Zeit warten, bis sie ihren Ramos bekamen!

Selbstverständlich hielt Henry C. Ramos sein Rezept geheim, war es doch die Grundlage für seinen Erfolg! – Bekannt war nur, daß er den Drink zwölf Minuten lang (!) schüttelte, weshalb er auch als „Twelve Minute Cocktail“ bezeichnet wurde. Doch als die Einführung der Prohibition drohte, entschloss Ramos sich dazu, das Rezept öffentlich zu machen, in der Hoffnung, daß die große Beliebtheit dieses Cocktails ihn vor dem Untergang bewahren würde.

Natürlich setzte die Prohibition dennoch auch dem Ramos Gin Fizz vorerst ein Ende, doch auch nach deren Abschaffung wurde dieser hervorragende Cocktail lange Zeit nicht mehr wirklich populär: Es kam die Zeit der billigen Drinks, die schnell und einfach zuzubereiten waren, die Löhne stiegen, und so konnte sich niemand mehr mehrere shaker boys leisten, um diesen komplexen und aufwendigen Cocktail herzustellen.

Zum Glück gibt es heute auch außerhalb von New Orleans Bars, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Ramos Gin Fizz ihren Gästen wieder näher zu bringen – und sie sind erfolgreich damit, denn jeder, der einen echten Ramos einmal getrunken hat, wird ihn nie vergessen und ständig nach mehr verlangen!

In diesem Sinne: Ein frohes Zwischenprost und ein Hoch auf Henry C. Ramos!

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