Der Old Fashioned (II)

Am Anfang der langen Geschichte des Old Fashioned steht der Whiskey Cocktail – ursprünglich einfach die Bezeichnung für jeden Drink, der auf der Basis von Whiskey gemixt wurde, wie sein Name schon verrät.

Das Licht der Welt als Bezeichnung für einen ganz bestimmten Drink erblickte der Whiskey Cocktail mit dem berühmten, bereits mehrfach erwähnten, Mixbuch von „Professor“ Jerry Thomas im Jahr 1862. Er gab dieses Rezept für den Whiskey Cocktail an:

3 – 4 dashes Gum Syrup*

2 dashes Bogart’s Bitters**

1 Weinglas Whiskey

1 Stück Zitronenschale

* Gum Syrup: Heute in seiner französischen Version als Sirope de Gomme bekannt, handelt es sich dabei um Zuckersirup, das mit Gummi Arabicum angereichert wurde, was den Geschmack zwar nicht verändert, aber dem Drink eine bessere Viskosität gibt. Im Prinzip kann also immer dann, wenn ein Rezept Zuckersirup vorschreibt, auch Sirope de Gomme verwendet werden!

** Bogart’s Bitters: Wohl ein Druckfehler, es handelt sich dabei um den berühmten Boker’s Bitters

Dabei hatte es der Whiskey in den USA zunächst nicht leicht: Brandy war die bevorzugte Spirituose der „upper class“, während Rum überall wohlfeil war – die Cowboys dieser Zeit tranken nicht, wie uns die Westernfilme weiß machen wollen, Whiskey, sondern vielmehr Rum! Daneben waren auch Gin und Sherry beliebt.

Entsprechend waren der Mint Julep (mit Brandy!), der Sherry Cobbler und der Gin Cocktail die am weitesten verbreiteten Mixgetränke, ergänzt durch Punsche, Slings und andere Mischgetränke auf Basis von Portwein, Champagner und anderen Weinen.

Nach und nach wurde der Whiskey jedoch immer populärer, besonders nachdem in den 1870er Jahren die Reblaus den europäischen Weinbau beinahe vernichtete und dadurch der Nachschub an Brandy und Cognac zusammenbrach. Fast gleichzeitig fanden jedoch andere Spirituosen aus Europa immer häufiger den Weg in die USA, wie etwa der Cointreau, der Absinth und vor allem der Vermouth (nach der weitgehenden Überwindung der Reblauskatastrophe).

Damit wurden die Rezepte für den Whiskey Cocktail immer aufwendiger, immer mehr verschiedene Liköre und Früchte kamen hinzu, bis der Drink als solcher fast nicht mehr zu erkennen war.

Schon bald regte sich aber Widerspruch, und viele Liebhaber eines guten Drinks verlangten nach einem Cocktail, der „auf die alte Art“ („old fashioned stye„!) zubereitet wurde. Der Journalist Leander Richardson brachte dies 1886 in der Comment and Dramatic Times auf den Punkt:

Der Old Fashioned Cocktail ist praktisch überall bekannt als ein Drink, der mit ein wenig Zucker, ein wenig Bitters, einem Klumpen Eis, einem Stück verdrehter Zitronenschale und einem guten Schuß Whisky zubereitet wird. Er enthält keinen Absinth, keinen Chartreuse und keine anderen aromatischen Extrakte, und wenn er nicht in zu großer Menge auf leeren Magen getrunken wird, ist er alles andere als ungesund. Es nimmt daher nicht Wunder, daß die Leute zu ihm zurückfinden, nachdem sie von allen Arten von Mixturen, die von eifrigen Bartendern ersonnen wurden, übersättigt sind.“

Und damit hatte der Whiskey Cocktail seinen neuen Namen weg: Er hieß nunmehr „Old Fashioned“ und wurde als Drink definiert, der auf „die alte Art“ zubereitet wurde – gewissermaßen ein frühes „back to the roots„!

In diesem Sinne: Ein frohes Zwischenprost!

 

 

 

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