Der Caipirinha

Der Caipirinha ist der „Nationaldrink“ Brasiliens, den man praktisch überall im ganzen riesigen Land bekommt. Keine Strandparty und kein Sommerabend ohne diesen schmackhaften Drink! – Und selbstverständlich fließt er während des berühmten Karnevals in Rio in Strömen! Zudem ist er unverzichtbarer Begleiter des „feijoada“ genannten brasilianischen Nationalgerichts, eines kräftig gewürzten Eintopfs aus Bohnen und verschiedenen Sorten Fleisch.

Seinen Ursprung hat der Caipirinha im Brasilien des 18. Jahrhunderts: Die Sklaven auf den riesigen Zuckerrohrplantagen tranken gerne Zuckerrohrsaft, den sie durch Abkochen am Fermentieren hinderten und „garapa“ nannten. Zu besonderen Gelegenheiten und religiösen Festen mischten sie ihn mit dem „Cachaça“ genannten Zuckerrohrschnaps, von welchem sie stets den Verstorbenen ein wenig als Libation lieferten.

Bisweilen wurden diesem Getränk auch Früchte beigegeben, wie im „batida de limao„, der mit frischen Limetten versetzt wurde und der damit den Urvater des Caipirinha darstellt. Die Bezeichnung „Caipirinha“ entstand um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert aus der Bezeichnung „caipira“ für die Bauern und dem Begriff „curupirinha„, mit welchem einer der brasilianischen Waldgeister gemeint war.

Seinen großen Aufschwung nahm der Caipirinha im Jahre 1918, als während einer schlimmen Grippe-Epidemie ein portugiesischer Bartender in Sao Paulo seinen Gästen diesen Drink als wirksamen Schutz vor dem Virus anbot – mit so großem Erfolg, daß der Caipirinha alsbald als Hausmittel gegen beinahe alle körperlichen und seelischen Beschwerden reüssierte. Und auf einmal war der Caipirinha das In-Getränk der Oberschicht geworden!

So war der Weg zum beliebtesten Drink der Brasilianer  vorgezeichnet, und nachdem Oswald de Andrade (1890 – 1954), einer der berühmtesten Schriftsteller Brasiliens, mit seiner Lebensgefährtin Tarsila do Amaral (1886 – 1973), einer bekannten brasilianischen Künstlerin, in den 1920er Jahren seine berühmten „Feijoadas-Partys“ für die bessere Gesellschaft gab, die stets von Unmengen an Caipirinhas  begleitet wurden, wurde dieser Drink auch in Europa populär. Heute gehört er zusammen mit dem Cuba Libre und dem Jacky Cola zu den beliebtesten Drinks in praktisch jeder Bar der Welt!

Hergestellt wird der Caipirinha aus Cachaça, einer aus frischem Zuckerrohrsaft (dem sogenannten „virgin cane honey„) destillierten Spirituose, die dem auf den französischen Antillen beliebten „Rhum Agricole“ ähnelt. Dazu kommen dann noch eine geachtelte Limette und Zucker, aufgegossen wird mit Soda bzw. Mineralwasser.

Warum sollte man nun für den Caipirinha auf keinen Fall Zuckersirup verwenden, wo dies sich doch viel einfacher mit den anderen Zutaten vermischt als kristallisierter Zucker, der sich im Alkohol nur schwer auflösen läßt?

Die Antwort ist ganz einfach: In Verbindung mit dem Stößel dient der Kristallzucker gleichsam als Schmirgel, mit welchem die Schale der Limettenstücke angerauht wird und so die in ihr enthaltenen ätherischen Öle besser abgeben kann.

Zu beachten ist auch, daß ein Caipirinha (nur in Europa ist er auch unter der Abkürzung „Caipi“ bekannt) grundsätzlich mit weißem Zucker hergestellt wird, niemals mit Rohrzucker, auch wenn dies in den meisten Bars in Deutschland Usus ist. Ein guter Cachaça hat sich nämlich das Aroma des Zuckerrohrs, aus welchem er gebrannt wurde, bewahrt und benötigt nicht die Unterstützung durch den Rohrzucker! Zudem ist Rohrzucker meist von gröberer Konsistenz und löst sich daher zu langsam auf, weshalb er am Ende mehr oder weniger unaufgelöst im Glas zurückbleibt und der Drink insgesamt nicht die nötige Süße auweist.

Ebenfalls wichtig ist die Verwendung von Eiswürfeln an der Stelle des in Deutschland oftmals verwendeten Crushed Ice: Letzteres schmilzt zu schnell und verwässert den Drink bis zur Unkenntlichkeit!

Aufgegossen wird der Caipirinha meist mit spritzigem Mineralwasser, stilvoller ist natürlich Wasser aus dem Siphon, das zudem durch seine größeren Blasen dem Drink einen noch lebhafteren Charakter verleiht.

Selbstverständlich bildet ein qualitativ hochwertiger Cachaça die Grundlage für einen guten Caipirinha, man sollte also auch hier nicht am falschen Ende sparen – die meisten der in Deutschland verwendeten Marken würde man in Brasilien bestenfalls zum Abbeizen verwenden…! Auch in Brasilien selbst beliebt sind vor allem Leblon, Velho Barreiro und Novo Fogo. Sie alle zeichnen sich durch einen besonders ausgewogenen und reinen Geschmack aus und ergeben im Zusammenspiel mit Zucker und Limettensaft ein besonderes Trinkvergnügen. Mein Tip: Einfach mal ausprobieren! Erhältlich sind die genannten Cachacas hier:

Velho Barreiro Silver

Leblon Cachaca

In diesem Sinne: Ein frohes Zwischenprost!

 

 

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