Der Alkohol und die Prozente…

Jede Spirituose enthält Alkohol, daher heißt sie ja „Spirituose„, oder englisch „spirit„. Diese Bezeichnung leitet sich vom lateinischen „spiritus“ ab, was nichts anderes heißt als „Geist„: Spirituosen sind also „geistige Getränke“.

Hergestellt werden diese auf dem Wege der Destillation, also das Brennen von schwach alkoholischen Getränken, die ihrerseits meist durch Vergärung von zuckerhaltigen Flüssigkeiten gewonnen wurden. Dadurch entstand eine Maische, die in einem Destillierapparat zu hochprozentigem Alkohol, der Spirituose eben, gebrannt wird.

Aus der Destille kommt die frisch gebrannte Spirituose mit einem hohen Alkoholgehalt von meist über 80 % heraus – zu stark für den puren und unverdünnten Genuss! Daher wird fast jede Spirituose mit Wasser verdünnt, was in Deutschland vornehm „auf Trinkstärke herabgesetzt“ heißt.

Doch was ist eigentlich „Trinkstärke“? Nun, in den meisten Fällen liegt diese zwischen 37,5 % und 43 % Alkoholgehalt. Liköre sind meist schwächer, sie haben oft einen Alkoholgehalt von zwischen 18 % und 30 %, mit gelegentlichen „Ausrutschern“ nach oben, wie etwa beim Bénédictine D.O.M. oder dem Grand Marnier, die mit jeweils 40 % aufwarten können.

Die meisten anderen Spirituosen werden in den oben genannten Stärken angeboten, wobei 40 % und 43 % eindeutig am häufigsten zu finden sind, seien es nun Rum, Whisky, Brandy, Vodka oder auch Obstbrände – sie schmecken uns wohl in den genannten Stärken am besten!

Eine Ausnahme zu dieser Regel bildet in erster Linie der Gin: Diese in den letzten Jahren wieder immer beliebter werdende Spirituose, die zu den wichtigsten im Barbereich gehört, wird in aller Regel mit höherem Alkoholgehalt angeboten, der meist um oder leicht über 45 % liegt. Das liegt daran, daß bei einem niedrigeren Alkoholgehalt die doch recht kräftigen würzenden Bestandteile aus der Mazeration der verschiedenen so genannten „Botanicals“ ein unausgewogenes Geschmacksbild erzeugen würden.

Freilich gibt es auch wesentlich stärkere Spirituosen, vor allem beim Rum, aber auch beim Whisky und gelegentlich beim Gin. Beim Whisky findet man zum Beispiel Destillerien, die grundsätzlich mit einem höheren Alkoholgehalt abfüllen wie etwa Glenmorangie in den schottischen Highlands, die ihre Whiskys im allgemeinen mit einer Stärke von 46 % abfüllen.

Und dann gibt es beim Whisky noch die berühmten Abfüllungen in „Faßstärke„, im englischen Sprachraum „cask strength„, womit gemeint ist, daß der Whisky mit der Stärke abgefüllt wurde, wie er aus dem Fass kam. Hier sind es besonders die getorften Spezialitäten der Hebrideninsel Islay, die nicht selten über 50 % Alkohol enthalten, womit man in den „Overproof-Bereich“ kommt.

Diesen Overproof-Bereich kennt man allerdings vor allem beim Rum: Die verschiedenen Overproof-Rums, allen voran der Bacardi 151°, gehören zur Grundausstattung jeder Bar, benötigt man sie doch zur Herstellung verschiedener Drinks, die flambiert werden sollen. Sie kommen mit einer Stärke von über 70 % daher und brennen natürlich ganz hervorragend…und zwar nicht nur im Glas…!

Der Begriff „overproof“ leitet sich davon her, daß früher die Seeleute die Stärke einer Spirituose durch die „Feuerprobe“ prüften: Sie gossen diese Spirituose über Schwarzpulver und zündeten das Ganze dann an – wenn das Gemisch mit blauer Flamme brannte, war es „geprüft“ (daher: „proof„). Dies ist ab einem Alkoholgehalt von 57 % der Fall.

Und damit beginnt die Verwirrung: Während in den USA 100 Proof (geschrieben: 100°) genau 50 % entsprechen, sind in Großbritannien 100 Proof die Alkoholstärke, ab welcher die gerade genannte Probe bestanden wird, also 57 % (ganz genau eigentlich 57,15 %). Deswegen muß zur Umrechnung britischer Proof der ausgewiesene Proof-Gehalt („degrees proof„) mit 4/7 multipliziert werden – 90° entsprächen somit einem Alkoholgehalt von 51,4 % vol.

Auf dem Etikett einer jeden Spirituose muß natürlich der Alkoholgehalt angegeben sein, dies geschieht in Deutschland meist als „soundsoviel % vol.“, womit schon deutlich wird: Die Stärke der Spirituose wird in dem Volumenanteil an Alkohol angegeben, der in derselben enthalten ist. Dies bedeutet in der Praxis, daß eine 0,7 Liter-Flasche einer Spirituose, die mit 43 % vol. angegeben ist, genau 301 ml reinen Alkohol enthält.

In den USA nennt man diese Stärkenangabe „ABV„, also „alcohol by volume„. Nicht selten findet man allerdings auf amerikanischen Spirituosen nach wie vor die Angabe „soundsoviel proof„, wobei um 1848 festgelegt wurde, daß zwei Proof einem Prozent ABV entsprechen. Demnach hat der oben genannte Bacardi 151° einen Alkoholgehalt von 75,5 % vol.

Die gesetzlich vorgeschriebene Stärke von Spirituosen ist wie folgt festgelegt:

Gin:  37,5 %

Whisky: 40 %

Rum:  37,5 %

Brandy: 36 %

Tequila: 37,5 %

Obstbrände: 37,5 %

Vodka: 37,5 %

In diesem Sinne: Ein frohes Zwischenprost!

2 Gedanken zu “Der Alkohol und die Prozente…

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