Die zu den Kleinen Antillen gehörende Insel Curaçao, die 60 km vor der Küste von Venezuela in der Karibik liegt, ist Teil der Niederlande („Niederländische Antillen“) und mit einer Fläche von 444 km² nur etwa halb so groß wie Berlin.
Hier pflanzten die Spanier, welche die Insel 1499 entdeckt hatten, neben verschiedenen anderen Feldfrüchten auch eine Plantage von Valencia-Orangen an mit dem Ziel, frische Südfrüchte für die spanischen Schiffe auf deren Fahrten in die Karibik und nach Südamerika zu versorgen.
Bald mußten die Spanier jedoch feststellen, daß das Klima auf Curaçao für den Anbau von Orangen ungeeignet war – die Bäume trugen nur sehr wenige Früchte, die zudem zu trocken und hart gerieten. Die Jahresdurchschnittstemperatur auf Curaçao liegt bei über 27° C, und die wenigen Niederschläge summieren sich auf nur etwa 550 mm pro Jahr (zum Vergleich: das nur 900 km weiter östlich gelegene Martinique erhält jährliche Niederschläge von gut 2030 mm). Die Plantage wurde deshalb nach wenigen Jahren aufgegeben und sich selbst überlassen.
1634 nahm die Niederländische Westindien-Kompanie die Insel für die Niederlande in Besitz, wozu sie mit kurzen Unterbrechungen bis heute gehört. Die Orangenplantage blieb jedoch für mehr als 200 Jahre unbeachtet, in dieser Zeit passten sich die Orangenbäume an das trockene und heiße Klima an und mutierten zu einer ganz eigenen, nur hier auf Curaçao endemisch vorkommenden Art von Orangen, die botanisch Citrus Aurantium Currassuviensis getauft wurde, was nichts anderes heißt als „Goldene Orange von Curaçao“. Die Einheimischen, die neben der Amtssprache Niederländisch auch das zu den kreolischen Sprachen gehörige Papiamentu sprechen, nennen sie hingegen einfach „Laraha“.
Im 19. Jahrhundert, mit dem Aufkommen der Barkultur, wurden in Frankreich Orangenliköre immer beliebter, allen voran der Triple Sec, der Cointreau und der Grand Marnier. Damit war der Boden bereitet für eine neue Spezialität, deren Original bis heute NUR auf der Insel Curaçao hergestellt werden kann: Der Curaçao-Likör!
Wann genau jemand herausfand, daß die Schalen der Laraha-Orangen extrem viele ätherische Öle enthielten und man daraus einen hochfeinen Likör herstellen konnte, ist unbekannt. Auf dem zum Landhuis Chobolobo, einem Anfang des 19. Jahrhunderts gebauten Landsitz im Osten der Insel, gehörenden Gelände fanden sich jedenfalls noch etliche Laraha-Bäume, die bis heute kultiviert werden und zweimal pro Jahr Laraha-Orangen liefern. Heute existieren genau 45 solcher Bäume, und nur aus den Orangen dieser wenigen Bäume wird der echte Curaçao hergestellt!
Dazu werden die Früchte der etwa drei Meter hohen Bäume im noch grünen Zustand geerntet, denn wenn die Orangen erst einmal reif sind, ist ihre Schale zu dünn und für die Likörherstellung ungeeignet. Die Schale der Orangen wird in jeweils vier dreieckige Teile geschnitten, wozu ein Holzmesser benützt wird, denn eine Metallklinge würde die Schalen durch eine chemische Reaktion mit den ätherischen Ölen farblich verändern.
Während das sehr bittere Fruchtfleisch nun als Futter für die zahlreichen Ziegen („cabritos“) der Insel dient, werden die Schalen auf großen Blechen direkt an der Sonne getrocknet. Dieser Vorgang dauert etwa fünf Tage, während dieser Zeit dürfen die Schalen auf keinen Fall nass werden, weshalb sie nachts und bei zu erwartendem Regen abgedeckt werden.
Die getrockneten Schalen werden in Jutesäcken für die Dauer von vier Tagen zu Mazerieren in eine Mischung aus Neutralalkohol und Wasser gehängt, wonach sie entfernt werden. Vor der Flaschenabfüllung kommen noch einige geheim gehaltene Zutaten hinzu, gefärbt wird mit Lebensmittelfarbe.
Erhältlich ist der Echte Curacao in Europa einzig und allein hier!
In diesem Sinne: Ein frohes Zwischenprost!