Die handelsüblichen Cocktailkirschen, auch als „Maraschinokirschen“ bekannt, werden in einem ziemlich aufwendigen Verfahren hergestellt, in welchem sie unter anderem mit Calciumchlorid behandelt werden. Danach werden sie stark gezuckert und mit roter Lebensmittelfarbe eingefärbt – es gibt inzwischen aber auch grüne oder blaue Cocktailkirschen, deren Herstellung sich allerdings nur durch die Verwendung anderer Lebensmittelfarben unterscheidet. Zur Haltbarmachung werden die so vorbereiteten Kirschen pasteurisiert, wonach noch weitere künstliche Aromen hinzugefügt werden, bevor sie in Gläser abgefüllt und in den Verkauf gebracht werden.
Allein die obige Aufzählung zeigt bereits, daß diese Art von „Cocktailkirschen“ in einem klassischen, qualitativ hochwertigen Cocktail eigentlich nichts zu suchen hat! Und wer einmal eine solche Kirsche gegessen hat, kann bestätigen, daß ihr Geschmack doch sehr zu wünschen übrig lässt!
Warum also nicht selbst Hand anlegen und qualitativ hochwertige Cocktailkirschen herstellen, die einem guten Cocktail alle Ehre machen? – Es ist leichter, als man glaubt!
Im Prinzip handelt es sich hierbei um eine Prozedur, die dem herkömmlichen Einmachen von Früchten, wie wir es von unseren Altvorderen her noch kennen, entlehnt ist.
Zunächst braucht man natürlich Kirschen – am besten frische Kirschen, da tiefgefrorene Kirschen nach dem Auftauen und im Laufe der Verarbeitung matschig werden und im Cocktail keinen schönen Anblick mehr bieten. Hat man keine echten Maraska-Kirschen zur Hand, die auch zur Herstellung des Maraschino-Likörs verwendet werden und von welchen auch die oben bereits erwähnte Bezeichnung „Maraschinokirschen“ stammt, wählt man schöne, feste Kirschen, die zum Zeitpunkt der besten Reife geerntet wurden. Daraus folgt freilich, daß man gute Cocktailkirschen nur während der Erntezeit im Frühsommer herstellen kann. Sehr gut eignen sich übrigens auch Sauerkirschen, deren leichte Säure im Endprodukt besser mit dem zugefügten Zucker harmoniert. – Es versteht sich von selbst, daß alle beschädigten oder überreifen Früchte als ungeeignet aussortiert werden!
Arbeitsschritte:
- Die Kirschen müssen entsteint werden, was am besten mit handelsüblichen Entsteinern gelingt. Es ist darauf zu achten, daß der Entsteiner sehr scharf ist, um die Kirschen möglichst wenig zu beschädigen
- Für 3 kg ensteinte Kirschen benötigt man 1,8 kg Kristallzucker, dem man 2 Esslöffel Zitronensäurepulver zugibt. Die Kirschen bestreut man mit einem Teil des Zuckers und wendet sie darin, damit sie völlig von Zucker bedeckt sind
- Dann gibt man sie in einen breiten, niedrigen Kochtopf und fügt den restlichen Zucker sowie einen Dreiviertelliter Wasser hinzu. Jetzt werden die Kirschen erhitzt, sie dürfen jedoch keinesfalls kochen, sonst zerfallen die Kirschen und man erhält Marmelade
- Die Kirschen sollen jetzt etwa 10 Minuten leicht simmern, wonach man eine Flasche erhitzten Bourbon Whiskey hinzufügt. Alternativ kann auch Brandy, Maraschinolikör oder eine andere Spirituose verwendet werden, je nach Geschmack
- Danach füllt man die Kirschen in vorbereitete und erhitzte Marmeladengläser um und gießt mit dem Zuckersirup, denn um nichts anderes handelt es sich ja, auf. Zuletzt verschließt man die Gläser mit den zugehörigen Deckeln
- Die Kirschen sollen nun wenigstens sechs Wochen mazerieren, bevor sie gebrauchsfertig sind. Die so hergestellten Kirschen halten sich ungeöffnet mindestens ein Jahr. Geöffnete Gläser sollten im Kühlschrank aufbewahrt und innerhalt von 10 Tagen verbraucht werden.
Und ab sofort genießen Sie einen hervorragenden Old Fashioned mit echten Cocktailkirschen, die zwar nicht so knallrot sind wie jene aus dem Supermarkt, da sie keine künstlichen Farbstoffe enthalten, dafür jedoch geschmacklich prima zu klassischen Cocktails passen. – Und auch modernen Cocktails vermögen sie zusätzliche geschmackliche Finesse zu verleihen!
In diesem Sinne: Ein frohes Zwischenprost!