Tiki-Drinks (II): Der Mai Tai

Der Mai Tai gehört sicherlich zu den berühmtesten so genannten „Tiki-Drinks“, im besten Fall handelt es sich um einen starken, jedoch außergewöhnlich schmackhaften Cocktail von tropischem Charakter, der durch die Zugabe von frisch gepresstem Limettensaft eine erfrischende Zitrusnote erhält – der ideale Drink zum Abschluss eines heißen Tropentages!
Im Idealfall…
Leider wurde gerade dem Mai Tai in den etwa 70 Jahren seit seiner Erfindung durch Trader Vic (oder auch Don Beachcomber) sehr übel mitgespielt. Deshalb ist es heute schwierig, einen gut zubereiteten Mai Tai zu finden, bei dem Vic Bergeron sich nicht im Grabe umdrehen muss!
Richtig populär wurde der Mai Tai, nachdem Hawaii im Jahre 1959 zum 50. Bundesstaat der Vereinigten Staaten erklärt wurde. – Und spätestens jetzt begann eine verhängnisvolle Entwicklung, die den Mai Tai bis heute noch in Verruf gebracht hat: Der Tourismus vom amerikanischen Festland nach Hawaii nahm sprunghaft zu, allenthalben entstanden Hotelburgen mit Strandbars, und mit der Ruhe nicht nur der Ureinwohner Hawaiis, sondern auch der Bartender war es vorbei!
Der in Kalifornien erfundene Mai Tai hatte sich bis dahin in Hawaii als beliebtester „typisch hawaiianischer“ Drink etabliert, Bartender hatten ihn in aller Ruhe und mit Zutaten von guter Qualität für verständige Kunden gemixt, und alles war gut.
Doch nun fielen die Touristen ein und Horden von sonnenverbrannten Bleichgesichtern stürmten die Bars und verlangten Mai Tais in geradezu unbegrenzter Menge, und natürlich sofort, am besten schon vor fünf Minuten…
Nun war es natürlich vorbei mit der Qualität, Mai Tais am laufenden Band wurden von gestressten Bartendern und ungelerntem Hilfspersonal aus immer billigeren Zutaten zusammengeschüttet, eine Entwicklung, die in den heutigen Mai Tais aus dem Plastikcontainer ihren traurigen Höhepunkt erreicht.
Diese modernen Mai Tais erinnern in ihrem Geschmack entweder an Kerosin oder an Hustensirup, sie brennen am Gaumen und führen zu grandiosen Kopfschmerzen, weshalb die Kanister, in welchen sie geliefert werden, eigentlich mit einem Totenkopf gekennzeichnet werden müßten.
Besonders schlechte Mai Tais bekommt man dort, wo sich die meisten Touristen aufhalten, namentlich in Waikiki, gemischt aus billigstem Rum, Fruchtsäften aus Konzentrat und jeder Menge Zucker, der die billige alkoholische Note zumindest zum Teil kaschieren kann.
Daß es auch anders geht, zeigt sich in Waikiki eigentlich nur noch in der Bar des Halekulani Hotels, direkt an der Waikiki Bay gelegen. Hier erhält man einen Mai Tai, wie er sein soll, gemischt nach dem Originalrezept von Trader Vic.
Eine Bar, die diesen Namen verdient, wird einen Mai Tai nach diesem Rezept komponieren und bei ihren Gästen Begeisterung auslösen:

3 cl goldener Rum
3 cl brauner Rum
2 cl frischer Limettensaft
2 cl Orange Curacao
1 cl Zuckersirup
1 cl Orgeat

Garniert wird der Mai Tai mit einem kleinen Fruchtstück und (ganz wichtig!) einem Zweig frischer Minze!
In diesem Sinne: Mai Tai roa ae! Ein frohes Zwischenprost!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert